Geschichte

Radsport in Nerchau - eine Sportart mit langer Tradition in der Muldestadt.

1901 gründeten Mitglieder des Nerchauer Bürgertums den Radfahrverein "Wanderlust". Gleichzeitig trat dieser Verein dem bereits 1891 gegründeten Sächsischen Radfahrerbund bei. Getreu des Vereinsnamens pflegten in den Anfängerjahren vornehmlich den Radwandersport. Schon bald wurde einer Mode der Zeit folgend das sogenannte Reigenfahren mit buntgeschmückten Straßenrädern auf befestigten Plätzen und auf Tanzsälen vorgeführt. Dabei fuhr man in Gruppen mit bis zu 16 Fahrern bestimmte Figuren. Sogar Wettkämpfe wurden ausgetragen, da diese Art des Radfahrens vor dem ersten Weltkrieg in Stadt und Land sehr verbreitet war. Seit 1920 wurden von den Radsportlern aus Nerchau das Mannschaftskunstradfahren und Radballspiel auf speziellen Rädern und im Rahmen von Wettkämpfen ausgeführt.

Seit 1907 gab es in Nerchau einen weiteren Radfahrverein , den Arbeiterverein "Stern", der dem Reichs- Rad- und Kraftfahrerbund "Solidarität" angehörte. In beiden eigenständigen Vereinen wurde in Jugend-, Männer- und Frauengruppen mit Freude und Enthusiasmus eine Sportart betrieben, die in besonderer Weise das Zusammengehörigkeitsgefühl förderte. Leider existieren aus dieser Zeit vor der Naziherrschaft in Deutschland kaum Dokumente und Zeugnisse über den Radsport in unserer Stadt Während der Nazizeit waren beide Radsportvereine verboten.

Nach dem zweiten Weltkrieg waren es, bedingt durch die gesellschaftlichen Verhältnisse in Ostdeutschland, Mitglieder des Arbeitervereines, die auf über den Krieg geretteten Saalkunsträdern in der SG Nerchau wieder mit dem Training im Sechser - Mannschaftskunstfahren begannen. Erste Erfolge wurden mit einem dritten Platz bei den DDR - Meisterschaften 1956 gefeiert. Bis 1964 wurden in allen Altersklassen mehrere erste, zweite und dritte Plätze bei DDR - Meisterschaften errungen. Damit wurde der Grundstein gelegt, daß die Stadt Nerchau weithin vornehmlich durch die Erfolge seiner Hallenradsportler bekannt wurde. Ab 1962 wurde in der nunmehrigen Betriebssportgemeinschaft "Chemie" verstärkt im Einerkunstfahren trainiert. Beginnend mit dem Jahr 1966 bis 1990 verging kein Jahr in dem Einerkunstfahrer aus Nerchau nicht mehrere DDR - Meistertitel für ihren Verein gewonnen haben.

Damit ergibt sich die Bilanz von 72 DDR - Meistertiteln, 67 Vize - Meistern und 55 Bronzemedaillen im Mannschafts- und Einerkunstradfahren. Seit 1985 wird in der Abteilung Hallenradsport, an alte Traditionen anknüpfend, neben dem Einerkunstradfahren und dem Radball auch wieder im Vierermannschaftsfahren trainiert.

Mit der deutschen Wiedervereinigung war es das erklärte Ziel der Hallenradsportler aus Nerchau, auch in Deutschland den guten Ruf nicht verhallen zu lassen. Wieviel Ehrgeiz und Idealismus dazu notwendig sind, zeigt sich allein in der Tatsache, daß der große Leistungssprung des westdeutschen Kunstradsportes nicht von heute auf morgen einzuholen ist.

Nichtsdestotrotz können die Hallenradsportler vom Nerchauer SV 90 e.V. mit Stolz und Freude auf über 100 Jahre Vereinsgeschichte zurückschauen!